Obwohl diese Bezeichnung neueren Datums ist, kann diese textile Kunst, die man in verschiedenen Teilen der Erde findet, auf eine sehr lange Geschichte zurückblicken. Im ägyptischen Museum in Kairo findet man eine ägyptische Arbeit aus gefärbtem Gazellenleder, die auf das Jahr 980 vor Chr. datiert wird.
Aber auch in China und Japan wurden schon sehr früh Textilien in dieser Technik hergestellt.
Einerseits war es wahrscheinlich der Mangel an Stoffen und der hohe Preis, andererseits aber auch die gestalterischen Möglichkeiten die das Verarbeiten verschiedener Stoffe eröffnete.
In Europa, Asien und Afrika wurden - oft mit den einfachsten Mitteln und Techniken Stücke für die unterschiedlichsten Verwendungszwecke hergestellt wie: Zelte, Fahnen, Decken, Behänge, Kissen, Taschen und Bekleidung.
Ähnlich früh dürfte sich die Technik des Steppens (Quiltens) entwickelt haben. Um besser vor Kälte geschützt zu sein wurde zwischen zwei Stoffschichten isolierendes Material wie Wolle, Baumwolle, Federn, Blätter, Stroh usw. eingearbeitet und durch einfache oder verzierende Steppstiche fixiert.
In unseren Breiten wurden diese Techniken etwa im 11.Jahrhundert durch die heimkehrenden Kreuzfahrer bekannt.
Bereits im 12.Jahrhundert trugen Soldaten gequiltete Wamse unter Rüstung oder Kettenhemd, die nicht nur gegen Kälte schützten, sondern auch vor Druckstellen und Wundreiben durch die schweren Rüstungen.
Im Zivilleben fanden die mitgebrachten Techniken schnellen Zuspruch, denn die Winter waren kalt und gefütterte Decken und Kleidungsstücke ließen sie erträglicher werden.
Viele dieser frühen Arbeiten sind heute noch in Museen und Privatsammlungen zu bewundern.
Mit den ersten Auswanderern gelangte dieses Wissen auch ins neu entdeckte Amerika.
Mangel war bei vielen Dingen des täglichen Lebens an der Tagesordnung, Nachbarschaftshilfe eine Selbstverständlichkeit - auch fürs Quilten.
Quilten war meist mit Feiern verbunden - bis zum Einbruch der Dunkelheit wurde gemeinschaftlich gequiltet, daran schloss sich ein gemütliches Zusammensein an. So entstandene Quilts waren Ausdruck gesellschaftlicher Anerkennung und Statussymbol. Ihnen wurde so viel Bedeutung beigemessen, dass sie sogar im Testament neben Sklaven, Möbeln, Silber, Geld und Landbesitz angeführt wurden.
Das älteste aus dieser Periode noch erhaltene Werk dürfte Anna Tuels Hochzeitsquilt aus dem Jahr 1785 sein.
Parallel zur „Alten Welt“ entwickelten sich im Laufe der Zeit typisch amerikanische Quiltmuster, die harte Zeiten, Pioniergeist, Patriotismus, die Schönheit der Natur, Religiosität und politische Strömungen widerspiegeln.
Es entstanden klassische Muster wie Log Cabin, Rail Fence, Yankee Puzzle etc.
In Quiltgruppen, wurden die Muster von einer Generation zur nächsten weitergegeben.
Besonders zu erwähnen sind auch die Amish-Quilts, die seit Mitte des 19. Jahrhunderts in ihrer ganz besonderen Eigenart unverändert genäht werden.
Die Wurzeln der Amish-People liegen ursprünglich in der Schweiz und Deutschland.
Entsprechend ihrer Lebensphilosophie, die allem Weltlichen und jedem Überfluss abschwört, waren ihre Quilts in erster Linie nützliche Gegenstände ohne beabsichtigten Dekorations- oder Schmuckwert.
Durch reduzierte geometrische Formen und außergewöhnliche Farbgebung entstanden einfache, aber beeindruckend dynamische Quilts, die immer beliebter wurden und bald eine wichtige Einnahmequelle darstellten.
Amish-Quilts werden heute immer mehr als Kunstobjekte gehandelt. Auf Grund ihrer Einfachheit in Form und Farbe sind sie das beste Anschauungsobjekt für Ästhetik und Kreativität.
Viele Quiltbegeisterte und -gruppen, sorgen weltweit durch Ausstellungen und Workshops für die Weiterentwicklung dieser Handarbeitskunst, auch immer mehr Männer begeistern sich für dieses Hobby.
©Harald Wessner 2005